Vollhardthaus

Das so genannte „Vollhardthaus“ ist ein denkmalgeschütztes Lehmwellhaus. Es ist eines der wenigen noch erhaltenen Häuser in Lehmbauweise in Leipzig. Gebaut wird es offenbar ca. 1810, das eine Labor-Untersuchung der Dachbalken ergab. Zur Zeit der Völkerschlacht lebte hier der Gerichtsschöffe Gottlieb Vollhardt. Von ihm stammen mehrere Berichte über das Leid der Bevölkerung in Dölitz sowie ein ausführlicher Augenzeugenbericht über den Angriff der Österreicher auf das Schloss Dölitz am 16. Oktober 1813, bei der auch die Dölitzer Wassermühle bis auf ihre Grundmauern abbrannte.

Das Vollhardtsche Anwesen befand sich in der damaligen Mühlstraße Nr. 12, nördlich der Mühle gelegen,  bestehend aus einem kleinen Wohnhaus samt Kuh- uns Schweinestall, Scheune, Grasegarten mit Obstbäumen, zwei Sechstel Acker Feld und zwei Milchkühe, die er als Zugtiere einsetzt“.
(Quelle Ekkehard Schulreich; Dölitzer Lebensbilder, Bd. 4 2013, Verlag pro Leipzig).
Viel mehr ist über Gottlieb Vollhardt nicht zu finden.
Das Haus wurde bei den Gefechten glücklicherweise nicht zerstört. Um Mitte des 19. Jahrhunderts bekam es noch einen turmähnlichen Anbau für das Treppenhaus. 1912, zwei Jahre nach der Eingemeindung Dölitz zu Leipzig wird die ehemalige Mühlstraße in Vollhardstraße umbenannt. Die Bauakte zum Grundstück Mühlstraße 12 beginnt erst 1876 . Zu diesem Zeitpunkt wohnt in dem Häuschen der Schornsteinfegermeister Johann Gottlob Friedrich Gevatter, der einen kleinen Neubau zwischen dem einst Vollhardtschen Wohnhaus und dem Schuppen errichten darf. 18 Jahre später 1894, ist das Grundstück an den Gärtnereibesitzer Karl Eduard  Schlosser übergegangen, der ein „ Concessiongesuch zum Neubau eines Kalt- und Gewächshauses“ stellt.
1918 verstirbt der Schlossbesitzer Georg Ernst von Winckler, zu dessen Grundbesitz die nun so genannte Vollhardtstraße gehört. Die Erben verkaufen 1929 den Schlossbesitz an die Stadt Leipzig, zu diesem Zeitpunkt hat das Anwesen Hermann Schnurpel gepachtet.

Als 1938 die Crostewitzstraße (heute Matzelstraße) verlängert wird, wird der ehemalige Dorfanger zwischen Helenenstraße und Vollhardtstraße durchbrochen.  In den 1970er Jahren wird der Goethesteig zum Verkehrszubringer der neuen Fernverkehrsstraßen B2 und B95. 1971 gib es Überlegungen, das Volhhardthaus zu rekonstruieren, dies wird aber vom VEB Kommunale Gebäudeverwaltung aus städtebaulicher Sicht abgelehn, da das Gebäude im Einzugsbereich des Nordeingangs des agra-Messeparks gehört. Danach ist es still um das Haus.

Bis 2009. Um das Haus vor dem weiteren Verfall zu bewahren, wurden durch den Verein in den vergangenen Jahren etliche Baumaßnahmen in Eigenleistung durchgeführt. Im Jahr 2011 wurde zuerst der turmähnliche Anbau abgerissen, da er nicht unter Denkmalschutz stand. Marode Holzbalken im unterputzen Fachwerk wurden 2012 ausgetauscht und der äußere Lehmputz erneuert. Die frühere Türöffnung an der Südseite wurde wieder hergestellt und die alten Fenster erhielten teilweise neue Glasscheiben.
2017 wurden mit Unterstützung öffentlicher Beschäftigung die historischen Türen im Inneneren abgeschliffen und 2018 der Innen-Lehmputz erneuert. Im Jahr 2019 wurde das Dach neu gedeckt. Dabei wurde der alte Dachstuhl so weit wie möglich erhalten. Das Haus erhielt auch einen neuen Schornstein und eine traditionelle Ofenheizung für Holz.
Da der Lehm-Außenputz sehr schadhaft war, wurde ein Förderantrag bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gestellt, der bewilligt wurde. So konnte die komplette Sanierung des Lehm-Außenputzes in 2022 umgesetzt werden. Zum Tag des offenen Denkmals am 11.09.2022 wurde das historische Lehmhaus zur Schaubaustelle. Das fachmännische Auftragen eines neuen Lehmputzes mit Unter- und Oberputzschicht übernahm die Lehmbau-Lovis UG aus Dreiskau-Muckern. Die Schaubaustelle war ein Besuchermagnet und viele Gäste informierten sich über die alte Handwerkstechnik.

Seit 2019 ist eine kleine Galerie in den Räumlichkeiten untergebracht, deren authentischer Charme viele Künstler und Publikum bezaubert hat. Insgesamt wird das Haus sehr behutsam saniert. Dabei wird soviel wie möglich auf den Erhalt des Altbestands Wert gelegt. Als nächster Schritt wird noch die Inneneinrichtung komplettiert.

         

ehemaliger Anbau                       Zustand bis 2019   

Dachsanierung in 2019

Galerie mit Fotoausstellung

           

Schaubaustelle zum Tag des offenen Denkmals am 11.09.2022